www.armyradio.ch

Autophon A.G., Solothurn
Firmengeschichte

Logo Zellweger
Militärisches Gerät CH
 
Übersicht
synoptische Tabelle
 
Milit. Empfänger
Milit. Sendeempfänger
Milit. Sender
Peiltechnik
Richtstrahltechnik
 
Firmengeschichten
Autophon AG, Solothurn
Gretag, Regensdorf
Standard Telephon & Radio AG
Telefunken, Albiswerk
Zellweger AG, Uster
 
Geräteliste
Milit. Reglemente / Manuals
 
links
varia / copyright
about / contact

überarbeitet am 19.7.2017

Die Autophon A.G., Solothurn, wurde als Spezialfabrik für automatische Telephonie 1922 gegründet. Massgeblich an der Gründung beteiligt war neben anderen Solothurner Industriellen Walter Hammer.

Walter Hammer wurde am 22. April 1893 in Bern geboren, er absolvierte seine Ausbildung am Technikum Burgdorf, dann bei der Firma Siemens in Berlin und der Schweizer Niederlassung in Zürich. Nach dem 1. Weltkrieg leitete Walter Hammer die Telephonabteilung der Firma Hasler in Bern; später trat er in die Autophon AG ein. W. Hammer verstarb am 23. März 1949 in Solothurn.

In der mit Solothurner Industriellen gegründeten Spezialfabrik für automatische Telephonie wurden zunächst Telephonapparate und automatische Vermittlungsanlagen entwickelt, als erster Auftrag der Schweizer Armee erhielt Autophon den Auftrag zur Herstellung des Armeetelephons Model 32 in seinem Holzgehäuse und dann der Feldtelephone 41 und 47 mit ihren Ledertornistern. Das Schallrichtungsmessgerät Modell 37 (SRI-Gerät) diente zur Ortung gegnerischer Artilleriestellungen, vor Kriegsausbruch kam ein Auftrag zur Lieferung von 100 SRI-Geräten an die französische Armee zustande, die produzierten Geräte wurden dann nicht mehr ausgeliefert. Neben einem Horchtrainingsgerät produzierte Autophon in den Kriegsjahren auch Magazine für eine finnische Maschinenpistole.

Im Rahmen der Wirtschaftskrise 1931 begann Autophon mit der Produktion von NF-Telephonrundspruchgeräten, mit HF-Telephonrundspruch- und ab 1932 Radioempfängern machte Autophon die ersten Schritte in der Hochfrequenztechnologie.
Lange Zeit dominierte die heraufziehende Kriegsgefahr und der Bedarf für militärisches Gerät die Entwicklungskapazitäten von Autophon, parallel wurde immer auch die Entwicklung ziviler Technologie vorangetrieben.
Eine Herausforderung war für Autophon die Entwicklung des Allwellenempfängers RD-2679, von dem mit dem PW-Dial und Spuleneinschüben ähnlich dem HRO ausgestatteten Gerät wurde eine Kleinserie hergestellt. Aufgrund der damit gemachten Erfahrungen konnte Autophon mit dem Allwellenempfänger E39 der Schweizer Armee einen hervorragenden Empfänger liefern, der mit seinem Empfangsbereich von 100 kHz - 60 MHz den gesamten beherrschbaren Frequenzbereich abdeckte.
Wenig später (1940/1) begann Autophon mit der Entwicklung des leichteren mit einer direkt ablesbaren Frequenzskala und einem Spulenrevolver ausgestatteten Allwellenempfängers E52; auf dem kommerziellen Feld war dem Empfänger kein Erfolg beschieden, trotz nahendem Kriegsende konnte Autophon von der Armee einen Auftrag für den E44 und den darauf basierenden Überwachungsempfänger E45 bekommen.

Im Bereich des Senderbaus verdiente Autophon sich die Sporen mit Lizenzfertigung des Senders AS60 und von Flugzeug - Bordfunkgeräten ab, 1941 - 1944 wurde die Bordfunkstation AF 105 entwickelt, die aber aufgrund des Kriegsendes und dem absehbar fehlenden Bedarf an Kampfflugzeugen nicht mehr zum Einsatz kam.
Ebenso war das VHF-Kleinfunkgerät MAX, welches 1942 - 1945 entwickelt wurde, als durchstimmbares VHF - Patrouillenfunkgerät seiner Zeit voraus und wurde nur in einer Kleinserie beschafft; ähnlich erging es Autophon mit dem VHF-Empfänger E46.
Die Verlagerung des militärischen Funkverkehrs vom Kurzwellen in den VHF-Bereich hatte Autophon zwar vorausschauend erkannt, konnte aber damals schon aufgrund der höheren Fertigungskosten von Geräten "Made in Switzerland" nicht mehr mit den nach Kriegsende preisgünsig aus Surplus verfügbaren amerikanischen Geräten konkurrenzieren.
Als letzte in der Schweiz entwickelte durchstimmbare Überwachungs- und Betriebsempfänger brachte Autophon das Kurzwellengerät E-627 und den VHF-Empfänger E-628 heraus und hatte damit grossen Erfolg.

Eine Serie von Einkanal - Kurzwellen - Handfunkgeräten BC-611 wurde in den USA erworben, Autophon fiel die "Ehre" zu, eine weitere Serie des FOX in Lizenz nachzubauen und dazu Zubhör wie eine absetzbare "Bunkerantenne", eine Kunstantenne und ein Testgerät zu entwickeln.
Als Neuentwicklung brachte Autophon 1951 inner weniger Monate ein Funkgerät heraus, welches über 24 schaltbare Kanäle verfügen musste und maximal 7,5 kg wiegen durfte. Im Kleinfunkgerät SE-101/2 gelang Autophon dieses Kunststück durch Einsatz einer "Quarztrommel" mit Mehrfachausnutzung der kostspieligen Quarze. Die amplitudenmodulierten Funkgeräte konnten mit einen Handgenerator betrieben werden.
Nächster Auftrag war die Entwicklung einer leistungsfähigen Panzerfunkstation, im 1959 eingeführten SE-407/11 wurden zwölf Kanäle vorabgestimmt und konnten fernbedient motorisch eingestellt werden.
Als "grosser Bruder" des SE-101 wurde ab 1955 ein im VHF-Band arbeitendes frequenzmoduliertes Funkgerät entwickelt, welches mit einem Handgenerator oder auch einem Speisegerät vom Fahrzeugnetz gespiesen als Fahrzeugstation eingesetzt werden konnte: die Geräte SE-206/9 sind technisch weitgehend identisch und unterscheiden sich nur in den teils überlappenden Frequenzbereichen.
Darauf aufbauend wurde das SE-18 als ziviles BOS-Funkgerät und auch das SE-125 - als das transistorisierte Handfunkgerät der Schweizer Armee der Siebziger- Neunzigerjahre schlechthin - entwickelt.

Eine legendäre Entwicklung von Autophon war auch das gelbe Lawinensuchgerät Barryvox VS 68, das Autophon im Auftrag der Schweizer Armee entwickelt und 1968 eingeführt hat, es wurde bis 1994 produziert.

Nach 1952 expandierte Autophon ins Ausland, ab 1967 war Autophon mit Produktionszentren in Frankreich, Belgien, Italien und Deutschland präsent.
Die Entwicklung von Schweizer Fensehgeräten wurde in den Sechzigerjahren eingestellt und dieses Kapitel geschlossen.

1982 erwarb Autophon eine Beteiligung an der Apparatefabrik Gfeller AG in Flamatt, 1984 vereinigte Autophon sich mit der Gfeller AG zur Autophon Holding AG. 1987 entstand durch Zusammenschluss der Autophon Holding AG (mit 6'000 Beschäftigten, 800 Mio. Fr. Umsatz im Jahre 1986), der Hasler Holding AG (6'800 Beschäftigte, 880 Mio. Fr. Umsatz im Jahre 1986) und der Zellweger Telecommunications AG (850 Beschäftigte, 195 Mio. Fr. Umsatz im Jahre 1986) die heute noch in der Telekommunikationstechnologie aktive ascom.

weitere Lektüre:
d: Nachrichtenmittel für die Schweizer Armee, W. Stricker, Solothurn, Autophon Bulletin 13/14 (1972)
d: Autophon A.-G. Solothurn (Schweiz), Solothurn Vogt-Schild Verlag; Monographie zur Firmengeschichte

© Martin Bösch, 15. Dez. 2011