Die Grosse Kurzwellen - Funkstation G1,5K resp. B-Station, von den Funkern
auch "anderthalb-K" oder "Grossmutter" genannt, war die zweite Kurzwellen-
Grossstation, welche bei der Schweizer Armee zum Einsatz kam.
Die amplitudenmodulierte Kurzwellenstation mit 1,5 kW Ausgangsleistung
wurde um 1935 von der C. Lorenz AG in Berlin - Tempelhof entwickelt und
1937 - 1943 von der Standard Telephon & Radio AG in Zürich gebaut.
Sie bildete über viele Jahre das Rückgrat des schweren Kommandofunkverkehrs
bei der Übermittlungs- und Fliegernachrichtentruppe.
Die Grosse Kurzwellen - Funkstation G1,5K wurde von der C. Lorenz AG, Berlin, um 1933/34
entwickelt und 1935/37 von der Standard Telephon & Radio AG in Zürich gefertigt,
insgesamt wurden 34 (Ritter schreibt von 27) Stück beschafft und den Übermittlungstruppen als G1,5K und den
Fliegertruppen als sogenannte „B Station“ übergeben.
Die Station ist im Normalfall einem zweiachsigen Anhänger (Stationswagen, 5800 kg) untergebracht, zur
Stromversorgung dient ein Generator auf einem separaten Maschinenwagen (2200 kg).
Drei der 34 Stationen waren ortsfest in Festungen installiert.
Der dreistufige Lorenz - Sender ist in vier Teilbereichen mittels Drehkondensatoren
durchstimmbar, alle Kreise laufen im Gleichlauf; die Antennenabstimmung erfolgt
mittels Schleifdraht - Variometern.
Im Sender arbeitet im Steuerkreis eine Röhre RS337, im Mittelkreis zwei RS377,
im Leistungskreis zwei RS329g, im Modulations- und Tastteil zwei RS382 und
drei Gleichrichterröhren RGN2504, im (Mikrophon-)Verstärkerteil zwei RS282 und drei Stück RE084k.
Der Sender deckt die Bereiche 1090-1930 / 1930-3430 / 3430-4830 und 4830 - 6700 kHz ab,
die Skalengenauigkeit beträgt 1 %o, ein Leuchtquarz erlaubt die Eichung auf 3000 kHz.
Die Station erreicht eine Ausgangleistung von 1500 W in Telegraphie tonlos (A1) und
500 Watt in Telegraphie tönend und Telephonie.
Als Empfänger kam zunächst in den ersten 14 Stationen der Zweikreis - Geradeaus -
Allwellenempfänger EO509/I der C.Lorenz AG zum Einsatz,
der mit Batterien betrieben wird, zum Einsatz.
Wegen ungenügender Empfindlichkeit vor allem in der etwas difficileren Betriebsart
Hellschreiben wurde in den Stationen ab No. 15 der Allwellenempfänger "Uster" / E41
eingesetzt.
1956 wurde die Station G1,5K aufgerüstet, mit dem neuen Stationsempfänger Autophon E-627
und dem Telecrypto 53 /
ETK war automatisierter verschlüsselter Fernschreibbetrieb
möglich. Die Übermittlung litt oftmals unter Synchronisationsstörung, welche die
Entschlüsselung aus dem Takt brachte, auch der Ersatz des Stationsempfängers
durch den Siemens E-311 / E-645 verbesserte die Situation nicht wesentlich,
erst mit Einführung des Krypto-Funkfernschreibers 58 mit der automatischen Synchronisierung vereinfachte
sich der automatische Schlüsselbetrieb erheblich.
Zunächst war eine Übermittlung nicht nur in Telegraphie oder amplitudenmodulierter
Telephonie sondern auch mit dem Hellschreiber vorgesehen. Der von Siemens entwickelte
Hell-Schreiber übermittelt als Streifen - Quasi-Faksimileschreiber direkt ablesbaren
Klartext. Die technischen Anforderungen an das Verfahren mit der durch die Ausbreitungsbedingungen
oftmals unsicheren Kurzwellenverbindung stellten hohe Anforderungen an das Bedienpersonal,
welche von diesem oftmals nicht erfüllt werden konnten.
Noch während der Aktivdienstzeit wurde deshalb die Betriebsart Hell wieder aufgegeben
und stattdessen auf die automatisierte Schnelltelegraphie Moser-Baer umgestellt,
da die Morsekenntnisse und Gebe-/Lesegeschwindigkeit im Milizpersonal sich zu oft als
ungenügend herausgestellt hatten. Die Schnelltelegraphie erlaubte zwar die raschere
Übermittlung der Nachrichten, das Lesen der gedruckten Morsestreifen erforderte allerdings
wiederum gute Morsekenntnisse. Mit geübtem Gehörlesen von Morsezeichen erreichten
geübte Funker mindestens gleich gute Ergebnisse, wie die automatisierte Schnelltelegraphie,
so dass auch dieser Betriebsart kein grosser Erfolg beschieden war.
Der Durchbruch kam 1955/56, als die Station mit der Funkfernschreibanlage ETK
der Dr. E. Gretener AG umgestellt, welche in Zusammenwirken mit dem Telecrypto 53 aus
dem gleichen Hause sogar automatisierten verschlüsselten Fernschreibverkehr erlaubte.
Allerdings fiel die Synchronisation der Entschlüsselung infolge von Ausbreitungsstörungen
zu häufig aus dem Takt, so dass eine Meldung nochmals übermittelt werden musste.
Es wurde versucht, diesen Umständen durch Einsatz des Kurzwellenempfängers Siemens
E-311 (E-645) zu begegnen, der mit seinen besseren Einseitenbandempfangsqualitäten
die Situation bei optimaler Frequenz- und Antennenwahl und mit geschultem Stationspersonal
zu verbessern vermochte.
Wesentlich weniger aufwendig gestaltete sich die verschlüsselte Kommunikation mit dem
"Leichtgewicht" SE-222 / KFF-58
aufgrund der überragenden SSB-Tauglichkeit und dem automatischen Synchro-Betrieb.
Die Stromversorgung der G1,5K erfolgt durch einen im Maschinenwagen (2200 kg)
untergebrachten Viertakt - Benzinmotor Phaenomen mit einem 15 kVA Drehstromgenerator.
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Üblicherweise wurde die G1,5K / SE-302 an einer selbstschwingenden 25m - Teleskopantenne
betrieben, die auf dem Dach des Stationswagens aufgerichtet wurde. Der Antennenmast
kann auch auf einem Isolatorfuss bis 5 m vom Wagen abgesetzt betrieben werden.
Als Empfangsantennen konnten die Wagenantenne oder eine Langdrahtantenne zum
Einsatz kommen. |
Die G1,5K / SE-302 blieb jahrzehntelang im Dienst und wurde nach diversen
Aufrüstungen erst 1970 ausser Dienst gestellt und durch die Funkfernschreibstation
SE-415 abgelöst. Bei den Fliegernachrichtentruppen wurde die B-Station nach
Verlegung des Flugfunks ins VHF-Band bereits 1946 ausser Dienst gestellt.