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E-645
Nachrichtenempfänger Siemens E-311
Siemens Elektrogeräte GmbH, München

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überarbeitet am 20.10.2016

Als Nachrichtenempfänger E-645 war der Siemens E-311 auch in der Schweizer Armee im Einsatz. Aus der Reihe der verschiedenen Varianten des E-311, die unter anderem an der Anzahl der Thermostatlämpchen und Anordnung der Bedienelemente unterschieden werden können, war sicher die Variante Rel 445 E311e1 im Armeeeinsatz. Verwendung fand das Gerät vorwiegend im Abhorchdienst, aber auch zusammen mit dem Telegraphie - Zusatzgerät (Telegraphie Empfangstastgerät FSE 30 "S") zum Funkfernschreibbetrieb Verwendung.

Dreifachsuper, 1. ZF 1,3 - 1,4 MHz, 2. ZF 370 kHz, 3. ZF 30 kHz

Analoganzeige, max. 100 Hz

AM, CW, LSB, USB

1,5 MHz - 30,1 MHz

Selektivität -6 dB
6 / 3 / 1 / 0.3 kHz

Sensitivität
< 0,3 uV CW

RF-Gain, AGC, Noise Limiter, S-Meter, Eichmarkengeber

Der Siemens E 311 wurde in der Version e1 als E-645 in der Schweizer Armee im Abhorchdienst und als Stationsempfänger auf der Grossstation SE-302 /G1,5K) eingesetzt. Gelegentlich begegnet man ihm noch in der feldgrünen Kiste mit Handbuch, Kopfhörern und Zubehör.

Mit seinem grauen Stahlblechgehäuse von 47,5 x 29,5 x 39 cm und dem Gewicht von lediglich 25 kg gehört der E 311 von Siemens eher zu den kleineren Geräten aus der Gilde der professionellen Allwellenempfänger. Sämtliche Anschlüsse sind auf der Gerätefrontplatte herausgeführt, so auch das Netzkabel für die 110 - 220 V Stromversorgung. Die 16 Röhren im Empfänger verbrauchen 70 W Leistung, hinzu kommen 30 Watt für den Quarzofen.

Kiste E-645

Je nach Stellung des an der rechten Frontplattenseite befindlichen Bereichsschalters wird in der sektorförmigen Hauptfrequenzskala ein anderes Segment mit Marken alle 100 kHz sichtbar, ein mechanisch- digitales Zählwerk darunter gibt die 1 kHz-Stelle aus und erlaubt mit Zehntelstrichen eine Ablesung auf 100 Hz genau. Links der Frequenzskala findet sich der Hauptabstimmknopf, mit dem auf den nächsten unterhalb der Empfangsfrequenz liegenden 100 kHz- Punkt abgestimmt wird, wenn dieser erreich ist, signalisiert eine Kontrollampe oberhalb der Skala das Einrasten. Nun wird mit der rechts liegenden Feinabstimmung die kHz-Stelle eingestellt.
In der linken oberen Ecke der Frontplatte liegt das Gitter des Monitorlautsprechers, rechts daneben der Schalter für den Störbegrenzer, darunter die Kontrolllampen für die Quarz- und Oszillatorthermostaten. Links unten findet sich der Lautstärkeregler, beim Ziehen wird der interne Monitorlautsprecher eingeschaltet. Unmittelbar darüber liegt der ZF- Bandbreitenschalter, zur rechten der Betriebsartenschalter für AM (A3), CW (A1), SSB (A3a) und den Eichmarkengeber.
Rechts oben findet sich unterhalb dem Antennen- und Erdanschluss das mit einer 0 - 25 Skalierung versehende S-Meter, das auch zur Anzeige des NF-Pegels umgeschaltet werden kann. Die darunter liegende Feinabstimmung und der Bandbereichsschalter wurden bereits besprochen. Ein darunter gelegender Regler stellt den Preselektor auf Maximum ein, unter der Feinabstimmung der RF-Gain-Regler für die Hochfrequenzverstärkung.
In der untersten Reihe der Bedienelemente finden sich von links der Netzschalter, die Sicherungen, der Wahlschalter für USB / LSB beim Einseitenbandempfang, die umschaltbare AGC-Abfallzeit von 0,2c und 2 sec., die Rauschsperre und der Schalter zum gerasteten und freilaufenden Oszillatorbetrieb. Ganz rechts unten schliessen sich die NF line- , Lautsprecher- und Kopfhörer- Klinkenbuchsen an. Die Anordnung der Bedienelemente unterscheidet sich bei den früheren Versionen, die an der unterschiedlichen Anzahl und Anordnung der Thermostat- Kontrollampen einfach erkannt werden können, zugehörige Bedienelemente waren teils noch willkürlicher auf der Frontplatte verteilt...

Das von der Antennenbuchse kommende Signal durchläuft nach dem Preselektor und einer Verstärkerstufe eine Bandfilterstufe, wird im ersten Mischer auf die ZF von 1,3 - 1,4 MHz umgesetzt und durchläuft nochmals ein ZF-Bandfilter. Im zweiten Mischer erfolgt die Umsetzung auf 370 kHz, nach einem weiteren 7 kHz- Bandfilter mit einer Oszillatorfrequenz von 400 resp. 340 kHz gemischt ergibt sich im dritten Mischer die letzte ZF von 30 kHz. Hier wird durch Passage durch ein 30 - 33,5 MHz - Bandfilter das 3,5 kHz breite Signal zum SSB- Empfang gewonnen. Nach Diodendemodulation für AM resp. Zusatz eines 31 MHz-Signals zum CW-Empfang (ergibt den 1 kHz- CW-Ton) und einem 30 kHz- Tiefpass wird die NF noch am mit antiparallelen Dioden ausgeführten Störbegrenzer zur NF-Verstärkerstufe geleitet. Eine Rauschunterdrückung ist NF-mässig schaltbar. Die Oszillatorfrequenz von 2,9 - 31,4 MHz zur Umsetzung auf die erste ZF kann zum einen mit der Hauptabstimmung im freilaufenden Betrieb frei eingestellt werden, unter Zuhilfenahme von 100 kHz- Oberwellen eines Quarzes als Steuerspannung für ein Magnetvariometer kann in einen gerasteten Betrieb geschaltetet werden, indem der Oszillator beim Durchstimmen alle 100 kHz (2,9 MHz, 3,0 MHz, 3,1 MHz bis 31,4 MHz) einrastet, mit dem Interpolator genannten über 100 kHz linear laufenden zweiten VFO erfolgt dann die Abstimmung der entsprechenden kHz-Stellen der Empfangsfrequenz.

Im praktischen Einsatz wird zunächst das Frequenzband angewählt, in dem die gewünschte Frequenz liegt, zum Empfang von 6165 kHz also der Abschnitt 3,4 - 7,5 MHz. In Stellung "gerastet" wird nun mit der Hauptabstimmung auf die 6,1 MHz-Marke abgestimmt, bis das Kontrolllämpchen gegleitet von einem Relaisklicken aufleuchtet, der Oszillator hat synchronisiert. Mit der Feinabstimmung wird nun auf "65" gekurbelt, spätestens jetzt sollte SRI Bern hörbar werden, mit dem Preselektor "Vorkreis - Abstimmung" muss nun nur noch auf Signalmaximum nachgestimmt werden. Durch diese Technik ist eine ausgesprochen gute Frequenzablesung und Frequenz- Wiederkehrgenauigkeit möglich.

Der Suchempfang in einem Band wird durch den kleinen Bereich der Feinabstimmung - ähnlich wie beim Siemens E 310 - erschwert, beim Wechsel von 6099 auf 6101 kHz muss einmal von "99" auf "01" hinunter gekurbelt werden. Zum Suchempfang kann der Oszillator auch auf freilaufend umgeschaltet werden, mit Marken alle 100 kHz kann mit der Grobabstimmung eine Frequenz grob geschätzt werden. Auch diese Methode ist mindestens so genau wie bei zahlreichen anderen "Kurzwellenradios" der sechziger Jahre...
Ein grosser Pluspunkt ist neben der genauen Frequenzablesung und dank der Thermostaten hohen Frequenzkonstanz der auch ohne Zusatzdemodulator mögliche hervorragende echte SSB- und ECSS- Empfang. Gewöhnungsbedürftig sind die wenig ergonomisch plazierten Bedienelemente und das nicht in S-Stufen geeichte S-Meter, vor allem in der a-Version liegt der USB-LSB-Schalter weit weg vom Betriebsartenschalter, der AGC-Schalter weit weg vom RF-Gain...

Zum Funkfernschreibbetrieb muss das Empfangstastgerät FSE 30 vorgeschaltet werden, damit kann ein Fernschreiber (zum RTTY-Empfang) zur Textausgabe angeschlossen werden, die Schweizer Variante FSE 30 "S" wurde zum Betrieb mit der NF-Frequenz des ETK (1500 Hz) umgerüstet und ist durch einen Drehschalter zur Umschaltung der Eingangs-ZF von 30 auf 60 - 1400 kHz links oberhalb des Messinstruments kenntlich.

weitere Lektüre:
d: Bei bundesdeutschen Profis 'mal die Nr. 1: Siemens E-311, Nils Schiffhauer, Oldie-KW-Empfänger
d: E-311 in www.seefunknetz.de
d: E-311 in www.radiomuseum.org

© Martin Bösch