Um das grosse Problem der fehlerbehafteten und langsamen Nachrichtenübertragung
durch mangelhaft ausgebildete Telegraphisten anzugehen, wurde zum Einsatz auf
den Grossstationen das Hellschreibersystem von Siemens angeschafft. Da die
Anforderungen an die Funker zur optimalen Abstimmung noch höher als zum CW-Empfang
waren und die zunächst eingesetzten Stationsempfänger Lorenz EO 509/1 sich als nicht
ausreichend empfindlich erwiesen, wurde die Hellschreiberausrüstung nach einigen
Jahren durch das Schnelltelegraphiesystem Moser-Baer ersetzt.
Der Hell-Schreiber resp. das Fernschreibverfahren nach R. Hell wurde von Rudolf Hell 1929
entwickelt, die von Siemens vertriebenen Hell - Schreiber - Anlagen stiessen vor allem
beim Presse- und Wirtschaftsfunk auf grosses Interesse.
Die in Form eines Lochstreifens vorliegenden Meldungen werden vom Hell - Geber in ein
Raster von 7 x 7 Bildpunkten zerlegt, dieses Signal als Impulsfolge dem Sender zugeführt.
Im Empfänger werden die aufgefangenen Tonimpulse verstärkt und einem Schreiber zugeführt,
der mittels einer Schreibspindel die Meldung in doppelter Ausführung zweimal übereinander
auf einen Papierstreifen druckt, bei schlechter Synchronisierung der Geschwindigkeit verlauft die
Schreibrichtung auf dem Streifen schräg, die Meldung ist aber weiterhin lesbar. Dass aufgrund
schlechter Ausbreitungsbedingungen fehlende einzelne Bildpunkte die Lesbarkeit nicht
wesentlich verschlechterten (im Gegensatz zum Fernschreiber mit dem Baudot - Code), sondern
die Meldung ohne grössere Probleme auch mit verstümmelten Schriftzeichen entziffert
werden kann, verhalf der Hell - Methode zu einer grossen Redundanz und guten Verfügbarkeit
auch bei schlechten Ausbreitungsbedingungen.
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Die Hell - Anlage besteht aus einem "Handlocher", in den die Meldung zur Erzeugung
geeigneter Lochstreifen eingetippt wird. |
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Im Lochstreifenleser werden die Lochstreifen ausgelesen und das Hell - Signal generiert. |
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Überlagert mit einem tonfrequenten Wechselstrom von 900 Hz von einem Röhrensummer
(NF-Generator) wird er dem Sender zugeführt, erst vor dem Gitter der Taströhre erfolgt
die Gleichrichtung und Tastung des Senders durch Ein-Aus-Tastung der Trägerwelle. |
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Das Signal muss im Empfänger mittels Telegraphie - Überlagerer (BFO) respektive
beim Lorenz - Empfänger durch Anziehen der Rückkopplung bis zum Schwingungseinsatz
in eine Tonfrequenz umgesetzt werden, dieses vom Empfänger kommende Audiosignal
wird verstärkt (im Verstärkerkästchen resp. Empfangstastgerät) und dem Hell - Schreiber
zugeführt. |
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Eine doppelte Schreibschnecke wird mittels Elektromagneten zum Drucken
der Zeichen auf den laufenden Papierstreifen gezogen. |
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Bei schlechter Synchronisation
der Geschwindigkeit laufen die beiden Ausdrucke der Meldung schräg, die Meldung an sich
bleibt aber lesbar. Mit dem Geschwindigkeitsregler kann die Synchronisation angepasst
werden, bis bei optimaler Synchronisation die beiden Druckstreifen genau parallel laufen. |
Die grossen Funkstationen G1,5K, G3L und C-Station der Schweizer Armee waren ab
1935 mit Hell - Schreibern ausgerüstet. Aufgrund der Empfangsqualität vor allem der
eingesetzten Allwellenempfänger Lorenz EO509 in der G1,5K und der hohen Anforderungen
an das Bedienpersonal der Station waren die Übertragungen dennnoch unzuverlässig und
das Hell - Verfahren wurde im militärischen Einsatz in der Schweiz zugunsten einer verbesserten Morseausbildung
wieder eingestellt, die Hellschreiber wurden 1944 aus dem Korpsmaterial zurückgezogen.
Die abgebildete Anlage wurde anlässlich des Usterstags 2010 der IgUem funktionsfähig demonstriert,
ganz herzlichen Dank an Werner Gebauer für die Überlassung einiger Originalstreifen.