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Einton - Kombinationsschreiber / ETK-R 55

Gretag, Dr. Edgar Gretener AG, Zürich

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überarbeitet am 1.2.2016

Der nach dem 2. Weltkrieg von Dr. E. Gretener entwickelte "Einton - Kombinationsschreiber" (ETK), welcher die Schriftzeichen mit einem eigens entwickelten 14 Segment - Code erzeugt, wurde ab auf drahtgebundenen Fernschreibverbindungen eingesetzt, erst die verbesserte Version ETK-R (Modell 55) mit verbesserten Filtern im Modem-Anteil konnte für Funkfernschreiben mit schwankenden Pegeln eingesetzt werden.

Streifen - Fernschreiber

14 Element - Code

Eintontelegraphie, 1500 Hz, 93 Baud, max. 295 ZpM

Speisung Wechselstrom 110-250 V, Gleichstrom 12 V

Zum Ersatz des mechanisch aufwendigen Schreibtelegraphen 34 hatte Dr. E. Gretener in den letzten Kriegsjahren auf eigenes Risiko den Einton - Kombinationsschreiber ETK entwickelt.
Im Gegensatz zum Fernschreiber basierte der ETK auf einem eigenen Kombinationsalphabet, sämtliche Buchstaben werden aus 14 Zeichenelementen zusammengesetzt, welche von einem Typenrevolver auf einen Papierstreifen gedruckt werden. Die einzelnen Buchstaben bestehen aus bis zu fünf Einzelsegmenten, welche auf den Papierstreifen gedruckt werden, bevor der Papiervorschub für den folgenden Buchstaben ausgelöst wird. Indem die Steuersignale einen Abfall des Signals an einem Elektromagneten verhindern, wird technisch für die für einen Buchstaben nicht notwendigen Segmente ein Druck verhindert, das heisst, das bei Störungen eher zu viele Segmente gedruckt werden. Dass auch verstümmelte Zeichen noch erkennbar sind, verleiht dem System gegenüber den Fernschreibern, welche mit dem Baudot Code CCITT No.2 arbeiten, eine grössere Fehlerredundanz.

Die Entwicklung des Einton-Konbinationsschreibers ETK begann zu Ende des Zweiten Weltkriegs, das Modell ETK 47 und Gretag ETK 50 mit der verbesserten Tastatur wurden zum für Funkverbindungen tauglichen ETK-R (Radio)55 weiterentwickelt.

Der ETK besteht aus einem Transportkasten mit der Elektronik (Verstärkung und Pegelanpassung) und der im unteren Bereich eingeschobenen eigentlichen Fernschreibmaschine mit Tastatur und integriertem Streifendrucker.
Der Verstärker im Transportkasten wird mit dem Telephonnetz verbunden. Ein dickes Multipolkabel verbindet die Verstärkerelektronik mit der Fernschreibmaschine.

Der Modem-Anteil im ETK-R wurde grundlegend überarbeitet und mit besserer Filterung für Funkfernschreibverbindungen optimiert.
An Betriebsarten kann mit Eintontelegraphie 1500 Hz (Stellung "Funk ETT") oder Frequenzumtastung mit Ruhefrequenz 1245 Hz, Zeichenfrequenz 1155 Hz (Betriebsart "Funk normal") gearbeitet werden. Neben der normalen Betriebsart "Funk" wurde die Betriebsart "Funk - Fading" eingeführt, mit einem zweiten Detektor wird nicht nur die Grundfrequenz 1255/1145 Hz gesendet und ausgewertet, sondern auch die erste Harmonische 2510/2290 Hz, das jeweils stärkere Signal wird dem ETK-Schreiber zugeführt.

Die Komponenten ETK-R55, Telekrypto 53 und Lochstreifenumsetzgeber UG 55 wurden gemeinsam als Funk-Fernschreibanlage 55 zur Fernschreibübermittlung chiffrierter Nachrichten über die Grossfunkanlagen eingesetzt.

Die Lochstreifen mit den Meldungen wurden in der Kanzlei mit dem Streifen-Fernschreiber Siemens T. typ. 68 erfasst, im Gegensatz zum früher zur Lochstreifenherstellung eingesetzten Handlocher konnte hier gleich eine Kopie der Meldung auf Telegrammstreifen ausgedruckt werden. Die Funk-Fernschreibanlage bestand aus dem ETK-R55 (mit der zur Steuerung der Grosssender notwendigen Modem-Technik), der Chiffriermaschine Telekrypto 53 und dem Umsetzgeber UG 55. In der Regel wurde mit der Grossfunkstation SE-403 (M1K) und SE-406 gearbeitet, auf diesen kam als Kurzwellenempfänger der E-627 zum Einsatz.
Der Lochstreifen-Umsetzgeber setzte die Lochstreifen in den 14 Segment-Code des ETK um, dazu war er mit einer Synchronisierungseinrichtung ausgerichtet, welche die Sende- und Empfangsanlage in Synchronlauf versetzte und bei Signalausfällen die Geräte im Synchrontakt behalten konnte. Die ganze Anlage erforderte hohes technisches Verständnis bei den Bedienmannschaften der Grossstationen.
Technisch war die Anlage anspruchsvoll und es kam aufgrund von Synchronisierungsproblemen oft zu Ausfällen der Funkübermittlung, die Vorarbeiten flossen aber direkt in den in Rekordzeit von der Gretag entwickelten Krypto-Funkfernschreiber 58/68 ein, mit der wenige Jahre später der vollständig automatisierte chiffrierte Funkverkehr mit automatischem Synchronlauf von Sende- und Empfangsstelle realisiert wurde.

Die Funk-Fernschreibanlage mit den separaten Geräten ETK, Telecrypto 53 und Umsetzgeber 55 wurde 1970 mit der Neuausrüstung der Truppe mit dem SE-415 und der Ablösung der Grossstationen ausser Dienst gestellt.

weitere Lektüre:
d: Das Fernmeldematerial der Schweizerischen Armee, Band 14, Die Endgeräte vom Morseschreiber bis zum Laptop, Merker Verlag, Luzern
d: Einton - Kombinationsschreiber ETK 47/50, Stiftung HAMFU, www.hamfu.ch
d: Einton - Kombinationsschreiber ETK-R 55, Stiftung HAMFU, www.hamfu.ch
d: Funktionsbeschreibung ETK-R Fernschreibanlage Mod. 55

© Martin Bösch 31.1.2016