überarbeitet am 17.12.2011
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Nachdem drahtgebundene und Funkmittel zur Nachrichtenübertragung bei der Armee
Einzug gehalten hatten, zeigte sich immer mehr die Möglichkeit, solche geheimen
Nachrichteninhalte abzufangen resp. die Notwendigkeit, solche zu verschlüsseln.
Zum einen wurde Codebücher eingesetzt, diese aber vornehmlich im technischen
Verkehr zur Erleichterung der Übermittlung technischer Informationen - zum
andern wurden Meldungen in den Stäben mit der Reglette oder Chiffriertabellen
verschlüsselt.
Zum Einsatz auf der grossen Kurzwellenstation G1,5K wurden 1938 die ersten
ENIGMA - Chiffriermaschinen aus Deutschland beschafft.
Nachdem es den Engländern gelungen war, den ENIGMA - Code zu knacken, waren also
nicht nur die Funksprüche der deutschen Wehrmacht, sondern auch der Schweizer
Armee nicht mehr sicher.
![](../radio-images/enigma-k-b.jpg) |
Chiffriergerät
Rotorprinzip, eine Umkehrwalze,
drei Permutierwalzen
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Von der deutschen Chiffriermaschine vom Typ ENIGMA K (dem kommerziell vertriebenen
Modell) wurden 1938 die ersten 14 Maschinen zum Einsatz auf den schweren Funkstationen
G1,5K erworben, von Februar 1939 bis Juli 1940 wurden insgesamt 265 Maschinen
beschafft.
Bei der ENIGMA handelt es sich um eine Chiffriermaschine nach dem Rotorprinzip
mit Glühlampenanzeige: der Schlüssel wird mit Stellrädern von vier Walzen in der
Grundstellung eingestellt.
Die ENIGMA K ist mit einer Umkehrwalze, welche nicht mitbewegt wird, sondern lediglich
in der Grundstellung eingestellt wird, und drei Permutierwalzen ausgerüstet. Die
Permutierwalzen, bezeichnet von I bis III können in unterschiedlicher Anordnung
in der Maschine montiert werden, diese Reihenfolge ist ebenfalls im Schlüssel
festgelegt.
Beim Druck auf eine Taste mit einem der 26 Buchstaben wird je nach Einstellung
des Schlüssels auf dem Lampenfeld einer der 26 Buchstaben aufleuchten, auf
jeden Tastendruck wird die rechte Permutierwalze um eine Stellung weitergeschaltet,
mit einer Kerbe wird nach einer vollständigen Umdrehung der rechten die mittlere
Walze um einen Schritt weiterbewegt, ähnlich wie bei einem Kilometerzähler nach
einer vollständigen Umdrehung der mittleren dann die linke Permutierwalze um
einen Schritt.
Der zu chiffrierende Text wird mittels der Schreibmaschinentastatur eingegeben
und der Chiffretext vom Lampenfeld abgeschrieben und auf ein Telegrammformular
übertragen, welches dem Funker zur Übermittlung übergeben wird.
Durch die mechanische Chiffrierung wird jeweils ein Buchstabe durch einen
andern ersetzt, beim gleichen Druck auf dieselbe Taste wird derselbe Klartextbuchstabe
durch verschiedene Buchstaben im Chiffrat ersetzt - der Code ist ungleich
schwieriger zu knacken, als der einfache Buchstabenersetzungscode von Detektivspielen
in der Schulzeit, bei dem immer ein Buchstabe durch denselben andern Buchstaben
ersetzt wurde.
Ein externes zweites Lampenfeld ermöglichte ein "fast Echtzeitverfahren", indem
die Chiffreur den Klartext eintastete und der Funker den aufleuchtenden Buchstaben
auf seinem Lampenfeld gleich direkt mit der Morsetaste auf den Sender gab.
Ein Grossteil der ENIGMA-Maschinen des Heers gelangte 1958 in die Kriegsreserve
und wurde 1975 aufgelöst, ein Teil der Maschinen wurde in einem Notfunknetz der
Flieger- / Flab-Truppen bis 1989 zur Verwendung bereit gehalten, davon gelangten
25 Maschinen zum öffentlichen Verkauf.
weitere Lektüre:
d: Das Fernmeldematerial der Schweizerischen Armee, Band 10, Codes und Chiffrierverfahren, Merker Verlag, Luzern
© Martin Bösch 31.1.2016
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