Zum Einsatz zum einen mit den Sendern mittlerer und grosser Leistung Wireless
Set No.12 und No.33 als auch als Abhorchempfänger bestand 1940 dringender Bedarf
nach einem leistungsfähigen Empfänger.
Schon früh in der Entwicklung wurde entschieden, anstelle von Batterieröhren
indirekt geheizte Röhren einzusetzen, der Empfänger wurde 1940 von der SEE
(Signals Experimental Establishment, später SDRE) gemeinsam mit Radio
Transmission Equipment Ltd. entwickelt.
Der Empfänger R107 misst in seinem schweren Stahlblechgehäuse 61 x 33 x 44 cm
und bringt beachtliche 43,2 kg auf die Waage; das Gerät kann vom 220V Netz
oder mit 12 V Gleichstrom betrieben werden. Es verfügt über separate Eingänge
für eine Langdraht- und eine Dipolantenne.
Auf der rechten Seite der Frontplatte findet sich die in Frequenzen geeichte Halbrundskala,
der Wellenschalter, liegt gleich darunter und schaltet die drei Bereiche 1,2 - 3 MHz / 2,9-7,25 MHz und
7,0-17,5 MHz. Die Anschlüsse für die Langdraht- und Dipolantennen und die Erde finden sich
recht oben, der Antennentrimmer rechts unten auf der Frontplatte.
In der Mitte der Frontplatte, unter der Halterung für die Stationsuhr und der
Betriebskontrollleuchte findet sich der Regler für den BFO, der Umschalter
BFO / OFF (Handregelung) / AVC, rechts davon der Lautstärkeregler und zuunterst
der Schalter für das NF-Filter, der HF-Verstärkungsregler (R.F.Gain) und der
Bandbreitenumschalter NARROW/WIDE.
Links oben auf der Frontplatte ist der schaltbare Monitorlautsprecher lokalisiert,
darunter die Buchse für das Verbindungskabel zum W.S. No.12 (Muting / Mithörton),
der Schalter für den Mithörton und unten rechts neben den 12 V DC und 220 V
Wechselstromanschlüssen der Regler für die Lautstärke des Mithörtons. Gleich
daneben auf dem schwarzen Kontaktbrett sind zwei Kopfhörerbuchsen (unten)
und der LINE-Ausgang (oben) lokalisiert.
Zum Betrieb wird der Empfänger mit 220 V Netzspannung versorgt (aufgrund der
oftmals nicht mehr beizubringenden originalen englischen Steckerkupplung
sind unter entsprechenden Vorsichtsmassnahmen evtl. hierzu schon Improvisationen notwendig,
der Versorgungsspannungsumschalter hinten auf dem Chassis muss in Stellung A.C. stehen),
eine Langdrahtantenne wird an OPEN AERIAL angeschlossen und der Empfänger mit der
Erde verbunden.
Der interne Lautsprecher wird oben links mit L.S. ON eingeschaltet, der Hauptschalter
mit der roten Markierung POWER findet sich rechts unter dem Lautsprecher, nach
Aufwärmen der Röhren sollte ein Rauschen hörbar werden.
Der R.F.GAIN sollte auf Maximum und der HF-Verstärkungsschalter auf
AGC - für automatische Verstärkungsregelung - stehen, LIMITER und AUDIO
FILTER auf OFF, IF auf WIDE, mit dem Bandbereichsschalter RANGE auf "2"
kann oberhalb der 6 MHz - Marke im 49m-Band Jagd auf Rundfunksender gemacht
werden, um im 40m-Amateurfunkband SSB oder CW-Signale zu Empfangen, wird das
IF Filter NARROW gewählt und der BFO aktiviert, die HF-Verstärkungsregelung
muss dann mit dem R.F.GAIN - Regler manuell erfolgen.
Der Empfänger arbeitet als Einfachsuper, nach einer HF-Vorstufe (V1A: ARP34/EF39)
wird das Signal mit dem Oszillatorsignal (V2A: AR21/EBC33) in der Mischstufe (V1B:ARP34)
auf die Zwischendfrequenz von 465 kHz umgesetzt, nach zwei ZF-Verstärkerstufen (V1C/V1D; jeweils ARP34)
demoduliert (V2B:AR21), nach der NF-Vorverstärkung in der derselben Röhre (V2B)
gelangt das Audiosignal in die Endstufe (V2C:AR21) und dann auf den Lautsprecher
resp. den Kopfhörerausgang. Im BFO zum CW-Empfang wird eine zweite AR21 (V2A')
eingesetzt. Als Netzgleichrichter dient eine 6X5G (V3A).
Am TEST PANEL neben der Netzkontrollleuchte können die verschiedenen Kathodenströme der Röhren abgegriffen
und Widerstandsmessungen zu verschiedenen Kontrollpunkten an allen Röhrenfassungen
vorgenommen werden.
Der R107 ist ein relativ archaisch anmutender Kurzwellenempfänger in einer
gewaltigen schweren Verpackung, praktischerweise ist das Netzspeisegerät eingebaut
(was bei Geräten militärischer Herkunft nicht immer der Fall ist), ebenso
ein Monitorlautsprecher, dass mit dem Gerät ohne weiteres Zubehör auf Empfang
gegangen werden kann.
Die Empfindlichkeit und die Spiegelfrequenzfestigkeit des Einfachsupers ist
mässig, die Frequenzablesegenauigkeit auf der rudimentär geeichten Analogskala
vor allem in den höheren Frequenzbereichen schlecht.
Es ist allerdings zu bedenken,
dass der parallel eingesetzte damals hochmoderne Allwellenempfänger National HRO
noch mit Steckspulen und eier Eichskala ausgerüstet war, für bekannte Frequenzen
mussten die entsprechenden Zahlenwerte in einem Logbuch aufgeschrieben werden.
Im Autophon E44, dem ersten Allwellenempfänger der
Schweizer Armee aus derselben Zeitepoche kam eine geeichte Skala mit Trommeltuner
zum Einsatz, Zellweger beschritt beim E41 eine Zwischenlösung mit Steckspulensätzen mit
einer mit Frequenzen geeichten Frequenzskala - eine gute direkte Frequenzablesung
war in den frühen Vierzigerjahren noch Wunschdenken... wenn man nicht den Weg
des deutschen E52 "Köln" mit den individuell hergestellten geeichten Projektionsskalen
beschreiten wollte.

Die tropenfeste Variante ist mit einem "T" bezeichnet.