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Fahrbar Leichte Funkstation 19 (1919)
Grosse Tonfunken - Kleinstation GFuk 18
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H / Telefunken GmbH, Berlin

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überarbeitet am 11.2.2016

Nach dem ersten Weltkrieg musste moderneres Material für die Funktelegraphie beschafft werden, da die Funkerkompanien immer noch mit veralteten Löschfunkenstationen aus den Vorkriegsjahren ausgerüstet waren.
Angesichts der sehr knappen finanziellen Verhältnisse wurden dank guter Beziehungen zur deutschen Telefunkengesellschaft zunächst sechs (?) Stationen aus Restbeständen der deutschen Reichswehr auf Protzfahrzeugen beschafft.
Mit der stürmisch verlaufenden technischen Entwicklung wurde das Material in mehreren Schritten modernisiert und 1925 zu den nachgerüsteten sechs Stationen "Fahrbar Leicht" weitere zehn Stationen erworben, alle 16 auf den neuen Stand gebrachten Funkstationen erhielten die neue Bezeichnung "Fahrbar Leicht 25" (F.L.25).


Station aus dem Besitz der Hamfu
Fahrbare Lang- / Mittelwellenstation mit Sender & Empfänger,

Sender: Telefunken Löschfunkensender 0,4 T.V. (1919): 170 - 1850 kHz
Empfänger: Telefunken E213a (ab 1919): 86 - 2000 kHz

CW (A1)

pout B2 400 W (0,4 T.V.)

Die von der Deutschen Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, Berlin, entwickelte Grosse Tonfunken - Kleinstation Gr.Fu.Kl.St.18 wurde 1919 in sechs Exemplaren beschafft.
Die Station war auf zwei Protzfahrzeugen, einachsigen Anhängern für Pferde- oder Motorzug aufgebaut, eine Protze trug die Apparate, die zweite das Antennenmaterial mit einem Teleskopmast.

Als Sender kam in der ersten Konfiguration von 1919 ein Telefunken Löschfunkensender 0,4 TV für tönende Telegraphie (B2) zum Einsatz. Dieser konnte im Bereich 170 - 1850 kHz abgestimmt werden, die Antennenleistung lag bei 400 W, die Primärleistung bei 1000 W.
Als Empfänger wurde zunächst ein Primär- / Sekundär - Audionempfänger E213a eingesetzt, der den Bereich von 86 kHz - 2000 kHz abdeckt und mit zwei Trioden RE 11 bestückt ist.

Der Löschfunkensender 0,4 TV stellt den letzten Entwicklungsschritt von Funkentelegraphiesendern dar, zum Zeitpunkt der Einführung bei den Schweizer Übermittlungstruppen war das Gerät von den zwischenzeitlich eingeführten Röhrensendern eigentlich bereits als überholt zu betrachten.
Der 40 kg schwere Löschfunkensender ist ein ein Sperrholzgehäuse eingebaut, die einzelnen Bereiche sind durch Sperrholzfächer getrennt, Abschirmmassnahmen fehlen aber.

Technisch bestand der Sender aus einem Wechselstromkreis, dem unter Hochspannung stehenden Schwingkreis ("Stosskreis") mit der Löschfunkenstrecke und der Auskopplung der Hochfrequenz als Sendeenergie.
Im Wechselstromkreis wird in einem motorgetriebenen Mittelfrequenzgenerator eine Wechselspannung von ca. 500 Hz, 300 V generiert, eine Gleichstrommaschine erlaubt über einen Regelwiderstand die Beeinflussung der Erregerspule des Wechselstromgenerators, der Erregerstrom im Primärkreis wird von einem Instrument angezeigt. Die Tastung des Senders erfolgt durch die unter Spannung stehende Morsetaste (die unten im Sender ausgeklappt werden kann) direkt im Primärkreis.
Im Hochspannungstransformator wird die Primärspannung auf die Hochspannung von ca. 6 kV hochtransformiert, diese wird zum Betrieb der Funkenstrecke benötigt. Die Löschfunkenstrecke ist im Sichtfenster im der linken Gerätemitte zugänglich, sie besteht aus sechs Teilfunkenstrecken aus Kupferscheiben, welche durch isolierende Glimmerscheiben in einem Abstand von 0,2 mm gehalten werden. Zum Betrieb einer Teil-Löschfunkenstrecke ist eine Hochspannung von ca. 1 kV benötigt, durch Kurzschliessen von Abgriffen konnte die Anzahl aktiver Teilfunkenstrecken reduziert werden, nach entsprechender Reduktion der Sekundärspannung war eine Leistungsregulierung des Löschfunkensenders möglich.
Die von der Sekundärspannung betriebene Löschfunkenstrecke gehört zum Schwingkreis, der als "Stosskreis" bezeichnet wird. Mit dem Stosskreis-Kondensdator und der regulierbaren Stosskreis-Induktivität wird die Sendefrequenz definiert, die Frequenzeinstellung konnte nur über Eichtabellen erfolgen, die Station verfügte nicht über eine direkt ablesbare Frequenzskala.
Vom Fusspunkt der Stosskreis-Induktivität wurde die Sendeenergie ausgekoppelt und mittels einer Antennenspule mit schaltbaren Abgriffen ("Antennenverlängerung") und einem Antennenvariometer an die Antenne angepasst. Zur optimalen Antennenanpassung wurde auf maximalen Antennenstrom am "Luftdrahtampèremeter" abgestimmt.

Als Empfänger kam der Telefunken Primär- Sekundärempfänger E213a zum Einsatz, im Empfängerkasten waren zusätzlich der Niederfrequenzverstärker EV 211b und der Wellenmesser KW 61e untergebracht.
Der Ein- / Zweikreis - Röhrenaudionempfänger verfügte über einen Detektor zum Notempfang bei Röhrendefekt oder Ausfall der Batteriespeisung, da die Ausgangsleistung der verwendeten Trioden zu gering war, musste ein zweistufiger Niederfrequenzverstärker EV 211b nachgeschaltet werden, um ausreichende Ausgangsleistung für Kopfhörerempfang zu erreichen. Sichtfenster im Holzkästchen des Niederfrequenzverstärkers erlaubten die Kontrolle der funktionierenden Röhrenheizung.

Der Wellenmesser KW 61e erlaubte die Kontrolle von Sendefrequenz (eine Glühlampe zeigte Resonanz mit dem Sender-Stosskreis an) und Empfangsfrequenz (ein Oszillatorsignal des Wellenmessers wurde dem Empfänger zugeführt). Das von Sender ausgekoppelte Antennensignal (und die Sende- / Empfangsumschaltung) erreichte den Empfängerkasten durch ein Multipol-Flachbandkabel.

Als Antennenmaterial war eine sechsdrähtige Schirmantenne vom 15 m Teleskopmast (mit sechs "hoch" abgehenden Gegengewichtsdrähten) auf dem Hinterwagen oder eine zwischen zwei 12 m hohen Steckmasten ausgespannte 60 m T- oder L- Zweidrahtantenne mit über dem Boden ausgespannten Gegengewichtsdrähten vorgesehen.
F.L.19, zwei Protzfahrzeuge
(Werksabbildung K+W aus Publikation von R. Ritter)

Die Stromversorgung erfolgte mittels Benzinaggregat Siemens MG 1949. Der Benzinmotor treibt einen Wechselstromgenerator zur Erzeugung der Primärkreisspannung von 300 V, 500 Hz, an. Ein gleichzeitig betriebener Gleichstromgenerator steuert die Erregerwicklung der Wechselstrommaschine, mit einem Regelwiderstand ("Tonschieber") kann der Erregerstrom und damit die Generatorspannung eingestellt werden. Die maximale Primärkreisleistung von 1 kW ergab nach dem Hochspannungstransformator eine maximale Antennenleistung von 400 W.

F.L.19 Station
(Abbildung aus Publikation von R. Ritter)

Mit der Beschaffung und schrittweisen Umrüstung der "Fahrbar Leichten Funkstation" auf den Röhren - Zwischenkreissender ARS 87 wurden die Sender 0,4 T.V. um 1926 abgelöst und es kam 1926 das Ende der Löschfunkenära bei den Übermittlungstruppen der Schweizer Armee.

weitere Lektüre:
d: Das Fernmeldematerial der Schweizerischen Armee seit 1975, R.J.Ritter, Folge 6
d: F.L. 19 / 25 auf der website www.hamfu.ch der IgUem

© 11.2.2016 Martin Bösch